Fundstück im Netz

DANKE an: Peter Blomert (seines Zeichens Schulleiter einer Gesamtschule und vor allem vom Greenschen-Kooperativen Geist durchzogen, ich durfte ihn 2016 während der Tagung zu “30 Jahre Kooperatives Lernen” in Münster kennen lernen) 

Wenn wir nicht die Schulen hätten, die wir heute haben, würden Sie die Schulen erschaffen wollen, die wir heute haben? Das ist natürlich eine gemeine Frage. Genauer: das ist eine Frage über die ich Sie bitte, sehr genau nachzudenken. Das Gemeine ist: Wenn Sie NICHT die Schulen erschaffen wollten, was würden Sie dann tun? Wenn wir z.B. die Lehrer weiterhin so auf die Schule vorbereiten, wie wir sie immer vorbereitet haben, so werden wir auch die Schulen erhalten, die wir immer wieder erhalten haben. Wenn wir andere Schulen erschaffen wollen, müssen wir beginnen, unsere Lehrer anders als bisher auf die Schule vorzubereiten – vollkommen anders.

Wenn ein Chirurg des 18. Jahrhunderts heute in einen Operationssaal käme, in dem gerade eine Knieoperation durchgeführt wird, könnte er als Chirurg die Operation weiterführen – Natürlich nicht! Er verstünde das Operationsverfahren nicht, er könnte die Instrumente nicht identifizieren, er hätte schlichtweg keine Ahnung, was hier gerade vor sich geht.

Wenn aber ein Lehrer des 18. Jahrhunderts heute in ein Klassenzimmer käme, könnte er als Ersatzlehrer einspringen – und wenn, wieso wäre das möglich? …

Lässt sich die Verwaltung ™ in die Gesellschaft integrieren?

“Oben wird gedacht, unten wird gemacht?”

Ich beobachte zunehmend, wie “Umsetzer” von “Entscheidern” getrennt sind und deshalb viele Menschen nicht einbezogen werden. Menschen hassen Veränderungen, die ihnen aufgezwungen werden und werden daher (impulsartig) gegen diese aufbegehren. Ideen, die kein “wie man es macht” mitliefern sind nutzlos. (Steinhöfer, “Liberating Structures”, 2021).

Wenn Entscheidungen für Betroffene keinen Sinn ergeben, werden sie ins Leere laufen. Hans Kreilshaimer: “Zu mancher richtigen Entscheidung kam es nur, weil der Wer zur  falschen gerade nicht frei war”.

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Das Leid mit den PPT-Präsentationen

Es ist recht einfach, mit Präsentationen Zuhörer orientierungslos zurückzulassen (Rotkäppcheneffekt). Thoreau: “Wir sind das Werkzeug unserer Werkzeuge geworden.” Präsentationen sind heute das Mittel der Wahl, es steht viel auf dem Spiel: Geschichten erzählen, neue Informationen anbieten, andere Menschen zu einem Umdenken bewegen. Ebenso kann genau das Gegenteil erreicht werden: tolle Ideen sterben im Ansatz. Ich habe einen langen (leidvollen…) Weg dazu hinter mir. Ich bin jetzt in der “Ausmistungsphase” oder PPT-Diät-Phase: alles muss entschlackt werden. Und lerne gerade wieder sehr viel dazu. Die Powerpoint-Entwickler meinten im Wall Street Journal: “Wenn Sie eine gegnerische Armee paralysieren wollen, geben Sie ihr Powerpoint”. Weiterlesen

Homöopathie: potenzierte Dummheit!

Für die Tonne

Man sollte meinen wir leben in einer aufgeklärten Zeit. Eine beliebige Apotheke: AFLATOXIN D31 10 g (Grundpreis: 129,50 € / 100 g) für 12,95€. Mal ganz davon abgesehen, dass Aflatoxin zu den stärksten, bisher bekannten, krebserzeugenden Substanzen als Stoffwechselprodukt von Schimmelpilzen zählt: ein ziemlich dicker Preis für eine ziemlich starke Verdünnung des menschlichen Gehirns. D31 bedeutet eine Verdünnung von 1:1031. Zu erreichen durch 31 ⋅ 10 “Schüttelschläge” (vermutlich mit einer Dachlatte auf den Kopf). Weiterlesen

Best of: Didaktik & Methodik

To quack or not to quack…

Im Netz (u.a. #twitterlehrerzimmer) tobt die Diskussion zu “zeitgemäßem” Unterricht – wobei mit diesem Begriff auch Shitstorm-Gefahr angetriggert wird (in “meiner” Schule wird gelernt – nicht unterrichtet >:-) ). Dazu will ich einen “wertvollen” Beitrag leisten: eine Übersicht zu zeitgemäßen Didaktiken, der Beginn einer Sammlung, eine Orientierung für alle Lehrerlehrlinge und solche die es werden wollen, der Leitfaden zu unbekümmertem Unterricht, die Struktur einer mehrbändig angeplanten Bücherreihe, eine Argumentationshilfe für ausführliche Unterrichtsentwürfe und deren Nachbesprechung in der Reflexionsrunde nach einer Hospitation, kurz: zeitgemäßes Geschwurbel. Wenn weitere “Didaktiken” bekannt sind: her damit! >:-D

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Aufräumen: wahre Schätze…

Ausgrabungen…

Es lohnt sich tatsächlich, einen Vergleich zwischen dem heutigen Schulsystem und einem längst vergangenen Schulsystem anzustellen. Märchen beginnen mit “es war einmal”, ich würde das mit dem nötigen Schelm im Nacken fortsetzen “…nicht alles schlecht”: Lehrpläne und Unterrichtshilfen. Alles perfekt ineinander greifend mit Übersichten, Themengliederungen, Stundenzahlen, Tafelbildern, Arbeitsblättern und Hinweisen zu Wiederholungen, Experimenten und Stundengliederungen versehen. Ein Schüler konnte von Bundesland (Bezirk) zu Bundesland (Bezirk) umziehen und durfte erwarten nahezu nahtlos in jedem Fach anschließen zu können. Die Qualität war auf wundersame Weise gesichert. Und die Beweisbilder gibt es nach dem “Weiterlesen” Klick 😉

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Make Physik great again!

Make “Physik” great again

Ein kleiner Test in Physik (Klasse 6) zum Messen, Ablesen und zum Darstellen von Wertepaaren in Koordinatensystemen brachte in einer “Freiraumaufgabe” wieder zutiefst kreative Antworten zu Tage. Die Aufgabe (in der Vorstunde besprochen…) war: “Beschreibe, wie Schiffe die Tiefe des Meeres unter sich bestimmen. Fertige auch eine Skizze dazu an.” Die rein statistische Auswertung der kleinen “Schriftlichen LernErfolgsKontrolle” (MäcVorPomm-Sprech) stellt zufrieden. Der wahre Schatz ist jedoch die Sammlung der goldigsten Gedanken und Skizzen:

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Simple Sabotage Field Manual

Systembedingte Erfahrungen (und ein Heise-Artikel zur Intelligenz von digitalen Assistenten, welche die Produktivität steigern sollen) haben mich Analogien zum “Simple Sabotage Field Manual” des Office of Strategic Services (OSS: ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten) zu Hauf entdecken lassen. Hier fasste der Nachrichtendienst zusammen, wie seine Agenten wirkungsvoll Organisationen und ihre Produktion in die Knie zwingen können. Sie lassen sich verblüffend genau auf für mich aktuell erlebbare Vorgänge übertragen.

(1) Bestehe darauf, alles durch “offizielle Dienstwege” erledigen zu müssen. Nimm niemals Abkürzungen, die Entscheidungen beschleunigen würden. Einfach zum Chef zu gehen und ihn zu fragen, ist anscheinend zu einfach.

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Red Flag Act – Schulen und Datenschutz

Red Flag Act

Der “Red Flag Act” war ein Gesetz in Großbritannien, das nach der Erfindung des Automobils im Jahr 1865 verabschiedet wurde. Es schrieb vor, dass jedem Automobil ein Fußgänger voraus zu laufen habe, der zur Warnung der Bevölkerung eine rote Fahne zu schwenken habe. Erst im Jahr 1896 wurde das Gesetz aufgehoben und damit Automobilen erlaubt, schneller als Fußgänger unterwegs zu sein. Das Gesetz hat über Jahrzehnte die Entwicklung des Autos in England verhindert.
Welche Regelungen mit vergleichbarer Wirkung haben wir derzeit, die eine Digitalisierung der Schule ausbremsen? Es ist einer der drei apokalyptischen Reiter. Der “Datenschutz”. Wie eine Monstranz von Schreibtischtätern vor sich her getragen macht er genau Eines: Verhindern. Nicht schützen.

Wenn wir nur alle wie Neuronen wären… Das Troubadix-Syndrom

Neuron auf dem Thron 😉

Der Narzissmus ist unter uns: die Lautsprecher haben übernommen. Laut, schnell und meinungsstark, Empörung wiegt schwerer als Argumente. Ein primitives Reiz-Reaktions-Schema hat übernommen. Es geht nur noch mit mit Superlativ oder mit “ich bin der festen Überzeugung….” (Dr. Boerne meinte mal im Tatort. “Unverrückbare Überzeugungen haben nur schlechte Ärzte, Heilpraktiker, Taxifahrer und meine Schwester Hannelore”). Möglichst kurz, möglichst radikal. Es wird sofort gemeint und geurteilt statt gewusst und gedacht. Gegenargumente werden nicht zur Kenntnis genommen. Und just in diesem Moment kommt die Ostseezeitung mit ihrem OZ-Journal am Wochenende um die Ecke. Imre Grimm ist ein deutscher Journalist, Kolumnist und Autor. Von 1998 bis 2013 war er als Redakteur bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung tätig und leitete dort seit 2005 das Medienressort. Seit 2013 ist er beim RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) für die Medienberichterstattung der Tageszeitungen der Madsack Mediengruppe verantwortlich und arbeitet als Autor und Kolumnist.

Imre Grimm schreibt in der OZ (Sonntagsteil, 24./25.6.2017):

“Die Welt ist voll von Troubadixen. Von Menschen, deren Selbstbewusstsein unerschütterlich scheint, obwohl alle Fakten Anlass zur Zurückhaltung böten. Von Gernegroßen, die jeden Rückschlag nicht etzwa sich selbst ankreiden, sondern ihrer neidischen, ahnungslosen und undankbaren Umwelt. … Ihnen allen fehlt die Souveränität wirklich großer Menschen. … Millionen nehmen nur noch zur Kenntnis, was ihnen schmeichelt und ins Selbstbild passt”.

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